Die Arbeit im Teilhabemanagement

Die Arbeit im Teilhabemanagement

16.03.2022 – 9:00 Uhr – Koblenzer Straße 90 – KIQ

Vier Beratungsgespräche erwarteten uns am vergangenen Mittwoch, der Kalender war gut gefüllt.

Der erste Klient ein Mann aus Syrien, der gerade seinen LKW- Stapler- und Kranführerschein in einer Maßnahme bei der DEKRA gemacht hat möchte seine Bewerbungsunterlagen erneuert haben. Wie immer erstellen wir einen Lebenslauf und ein Bewerbungsanschreiben mit eingescannter Unterschrift und lassen ihm alles per Whatsapp zukommen, damit sich der Klient in Zukunft leicht selbst bewerben kann. Einige konkrete Jobempfehlungen gibt es noch dazu, dann ist der Klient zunächst zufrieden. Er hat in Syrien Bauingenieurwesen studiert, musste aber Syrien kurz vor seinem Abschluss verlassen, hat dann hier sehr schnell Deutsch gelernt und eine Ausbildung als Bauzeichner angefangen, die er vorzeitig beenden musste, weil sein Chef und Ausbilder leider während seines letzten Lehrjahres in Rente ging. Nun wird er vermutlich zukünftig 40Tonner fahren – er sagt führ ihn ist das okay, da er vor allem arbeiten und nicht zu Hause herumsitzen möchte. Aber später, wenn die Situation in seinem Heimatland vielleicht besser ist und die Universität Aleppo wieder intakt, möchte er nach Syrien zurück und sein Studium beenden. Durch die Bemühungen des Klienten und aufgrund seiner Genügsamkeit hat hier zwar die Integration in den Arbeitsmarkt auch dank einer Qualifizierungsmaßnahme der Agentur für Arbeit funktioniert, allerdings entspricht offensichtlich der nun ergriffene Beruf nicht den Qualifikationen und Fähigkeiten des Klienten. Ich vermute, wir werden ihn deswegen nochmal sehen.

Während sich der syrische, LKW-fahrende Beinahe-Bauingenieur verabschiedet, befindet sich der zweite Klient bereits bei meinem Kollegen mitten in der Beratung. Er ist aus Nigeria, hat in Italien einen Aufenthaltstitel und eine Familie und ist zunächst für 90 Tage in Deutschland um hier eine Arbeit zu finden. Sein Ziel ist es mit seiner Familie nach Deutschland zu ziehen, sobald er einen festen Arbeitsplatz gefunden hat. Leider spricht er noch kein Deutsch, weshalb Tobias die Beratung auf Englisch macht. Der Klient hat BWL studiert und später in einer Druckerei an einer Heidelberger Druckmaschine gearbeitet. Ein erster Ansatzpunkt für mögliche Beschäftigung in Deutschland. Tobias erstellt auch für ihn Bewerbungsunterlagen und lernt ihn darüber sehr gut kennen. Ich bekomme von dem Ende der Beratung schon nichts mehr mit, denn Klient Nummer drei ist gerade angekommen.

Dieser Klient aus Guinea befindet sich bereits seit über einem Jahr in Betreuung des Teilhabemanagements und nach einiger Arbeit an der Identitätsaufklärung und Verhandlungen mit der Ausländerbehörde, hat er nun seine Arbeitserlaubnis in seine Duldung eingetragen bekommen. Da er seit Jahren die Sprachkurse des DRK in Dreis-Tiefenbach besucht, ist er sprachlich gut auf eine Ausbildung vorbereitet. Wir aktualisieren seinen bereits erstellten Lebenslauf und ergänzen seine zwei Praktika als Bodenleger und Metallbauer. Schon bei seiner Reise nach Europa hat er in verschiedenen Ländern (unter anderem Senegal, Mali, Algerien und Libyen) als Bauhelfer gearbeitet. Er würde sich daher gerne eine langfristige Zukunftsperspektive über eine Ausbildung im Baubereich/Metallbereich aufbauen, daher schreiben wir eine Bewerbung als Bodenleger, Metallbauer und Maschinen- und Anlagenführer. Ich sortiere noch seine Zeugnisse in einer PDF um, schicke ihm diese PDF, die Bewerbungen und den Lebenslauf zu und gehe dann mit ihm die Möglichkeiten der Ausbildung im Bereich Metalltechnik (2 – 3,5 Jahre) durch und schaue mir mit ihm die Ausbildungsangebote der drei angestrebten Ausbildungen im Kreis Siegen-Wittgenstein an.

Guineer, die zunächst eine Arbeitserlaubnis und später Bewerbungsunterlagen benötigen, sind häufig bei uns in der Beratung. Deswegen wundert es nicht, dass auch der vierte Klient in diese Kategorie gehört. Beide Guineer lachen, als sie sich in unserem „Großraumbüro“ im KIQ treffen, denn sie wohnen zusammen und wussten jeweils nicht voneinander, dass sie bei uns einen Termin hatten. Nach dem Erstellen der Bewerbungsunterlagen konnte ich mir deswegen die Bewerbungstipps sparen und auf seinen Mitbewohner verweisen. Zum Ende dieses Gesprächs haben wir auch das Ende unserer Sprechstunde und 14:00 Uhr erreicht.

An diesem Tag haben wir 4 Lebensläufe erstellt oder aktualisiert und 6 Bewerbungen geschrieben und den Klienten die nötigen Kenntnisse vermittelt, wie sie sich eigenständig per Email oder Online-Portal mit diesen Bewerbungsunterlagen bewerben können. Das Teilhabemanagement läuft leider zum 30.06.2022 aus. Wir suchen bereits nach Möglichkeiten, wie wir unsere Arbeit hauptamtlich fortsetzen können, denn an Bedarf an dieser Arbeit mangelt es offensichtlich nicht.